Upendo x Townscape
Upendo x Townscape

Als Projektentwickler setzen wir uns tagtäglich mit der Frage auseinander, wie Menschen leben und arbeiten wollen. Dabei dreht sich im Arbeitsalltag viel um technische Prozesse, Architektur und Quadratmeterzahlen. Dass es mehr braucht, um aus einem Ort ein Zuhause zu machen, kann dabei im Alltag manchmal in Vergessenheit geraten. Umso schöner, dass wir Mitarbeiter haben, die über den Tellerrand schauen und sich neben ihrer Arbeit bei Townscape weiter ehrenamtlich engagieren. Als Nilgün Dusny vor gut anderthalb Jahren als technische Projektleiterin zu uns gestoßen ist, hat sie nicht nur ihre Expertise mit zu Townscape gebracht, sondern auch ihr Herzenprojekt UPENDO Children’s Village. Auf  Kisuaheli heißt „Upendo“ Liebe und mit ganz viel Liebe möchten wir ihr und dem Projekt hier eine Plattform geben und hoffen so den ein oder anderen Unterstützer zu gewinnen.

Liebe Nilgün, du engagierst dich seit 2019 für den Förderverein UPENDO Children’s Village e. V. Was genau tut der Verein?

Der UPENDO Children’s Village e. V. (UCV) ist ein deutscher Förderverein, der in Ukunda/Kenia ein Waisendorf errichtet hat und dieses durch persönliche, fachliche und finanzielle Hilfe nachhaltig unterstützt. Wir geben den Kindern dort ein dauerhaftes Zuhause, ermöglichen ihnen eine schulische Ausbildung und bereiten sie auf ein eigenständiges Leben vor.

Wie viele Kinder leben in dem Dorf und aus welchen familiären Hintergründen stammen die Kinder?

In unserem Waisendorf leben zurzeit ca. 40 Kinder im Alter von 1 – 18 Jahren. Einige von ihnen sind Waisen im eigentlichen Sinne und haben ihre Eltern verloren. Bei anderen sind die Eltern aufgrund von Krankheit, Drogenabhängigkeit oder krimineller Auffälligkeiten nicht in der Lage, für ihre Kinder zu sorgen.

Wie sieht ein normaler Tag im Children‘s Village aus?

Die Kinder, die noch auf die Primary School und zum Teil auch auf die Secondary School gehen, leben ganzjährig im Waisendorf und stehen morgens früh auf, um sich auf den Weg zur Schule zu machen. Die Kinder, die bereits die Primary School verlassen haben, sind zum Teil in Boarding Schools untergebracht, sodass diese nur in den Schulferien nach Hause ins Waisendorf kommen.

Während die Kids in der Schule sind, kümmern sich die Mitarbeiter des Waisendorfes um die Pflege und Instandhaltung der Anlage, es wird Wäsche gewaschen, das Essen vorbereitet und Einkäufe erledigt. Unsere Hausmütter kümmern sich derweil um die kleineren Kinder, die noch nicht zur Schule gehen, und um Mwanaisha, einem Mädchen mit Kinderlähmung.

Wenn die Kids dann nachmittags aus der Schule kommen, geht der Trubel los. Es wird gemeinsam gegessen, Hausaufgaben gemacht und dann beschäftigen sich alle mit Spaß und Spiel. Es wird gesungen, getanzt, Fußball gespielt, gemalt usw.

Was sind die langfristigen Ziele des Projekts?

Wir von UPENDO Children’s Village vermitteln in einem familiären Umfeld mit Vorbildern Werte wie Nächstenliebe, Ehrlichkeit, Dankbarkeit, Respekt und Verantwortungsbewusstsein. Unser Ziel ist es, der UPENDO Gemeinschaft ein selbstbestimmtes und gesichertes Leben zu ermöglichen.

Was wünschen sich die Kinder für ihre Zeit im Children’s Village und ihren weiteren Lebensweg?

Die Wünsche sind ganz unterschiedlich. Einige unserer ersten Kinder sind ja bereits im Erwachsenenalter und daher für die Jüngeren oft ein Vorbild. Alle wünschen sich, einen Beruf zu erlernen und selbstständig durchs Leben zu gehen. Gerade die Jüngeren haben noch eher ausgefallene Berufswünsche. Das ist in Kenia nicht anders als in Deutschland auch. Viele möchten gerne ihrer Familie, der UPENDO Gemeinschaft etwas zurückgeben und auch zukünftig für ihre jüngeren „Geschwister“ da sein.

Wie kamst du das erste Mal in Berührung mit der Initiative?

Durch meinen Mann Hendrik Dusny. Hendrik ist seit 2012 mit Herz und Seele der Initiative und vor allem dem Waisendorf und den Kindern verbunden.

Was hat dich besonders begeistert an dem Projekt UPENDO?

Dass es um die Kinder geht. Um deren Wohl und um deren Zukunft. Nicht jedes Kind, vor allem in Afrika, ist mit einem gesunden und liebevollen Lebensumfeld gesegnet. Viele der Kinder wurden von der Polizei irgendwo aufgegabelt oder schlichtweg von ihren Eltern vergessen. Oft sind die Eltern einfach nicht in der Lage, sich um ihre Kinder zu kümmern und ihnen ein würdevolles Leben zu ermöglichen. Wir bei UPENDO schaffen keine heile Welt, wir schaffen eine Welt, in der die Kinder eine Perspektive für Ihre Zukunft haben und dies in einem geordneten und gesunden Umfeld.

Du sprichst davon, wie wichtig ein stabiles Zuhause für Kinder ist. Was bedeutet für dich persönlich der Begriff Zuhause?

Zuhause, das ist kein Raum mit vier Wänden, einer Tür und einem Bett darin. Zuhause ist ein Ort, an dem du Liebe, Geborgenheit und Sicherheit verspürst. Ein Ort, wo du dich nicht allein fühlst. Ein Ort, an dem dir ein Weg für deine Zukunft gezeigt und du für diesen vorbereitet wirst. Zuhause ist gemeinsam.

Welches Erlebnis ist dir von deinen Besuchen am stärksten in Erinnerung geblieben?

Wie offen und fröhlich die Kinder sind. Wir waren an unserem ersten Besuchstag bereits auf dem Gelände als die Kids von der Schule kamen. Sie kamen durch das Tor, entdeckten uns und kamen sofort auf uns zu gerannt und umarmten uns herzlich und innig. Sogar mich, die sie das erste Mal gesehen haben. Es war als würde man nach Hause kommen.

Gibt es etwas, das du aus dem Engagement für dein Leben mitnehmen konntest?

Mit wie wenig im Leben es dennoch so schön sein kann. Kinderaugen strahlen nicht wegen der schönsten Puppe, dem neuesten Spiel, dem leckersten Lolli. Nein! Kinderaugen strahlen, wenn sie Freude durch deine Liebe, Aufmerksamkeit und Geborgenheit verspüren. Es sind die kleinen Dinge im Leben…

Dein privates Engagement hat sich auch auf dein Berufsleben ausgedehnt. Wie kam es dazu?

UPENDO ist ein Verein, der durch Spenden und Mitgliedschaften finanziert wird. Jedes einzelne Mitglied leistet einen Beitrag, in der ihm angemessenen Höhe. Obwohl wir eine erfreuliche Menge an Mitgliedern haben, sind wir auf die Spenden von Unternehmen angewiesen. Nur dank der großzügigen Spenden jedes Jahr ist es uns möglich, die Häuser, in denen die Kinder schlafen und leben, in Stand zu halten. Es herrschen andere klimatische Verhältnisse in Kenia, daher fällt öfter eine Reparatur oder Wiederanschaffung an. Dies sind oft keine kleinen Anschaffungen, auch wenn die Verhältnisse dort andere sind.

Wie können sich Beruf und soziales Engagement gegenseitig bereichern?

So ein Aufenthalt in Afrika erdet ganz schön. Das hilft, sich wieder auf das Wesentliche zu fokussieren und auch mal aus einem anderen Blickwinkel auf den Berufsalltag zu schauen. Der berufliche Hintergrund hilft wiederum, sich um Reparaturen und Instandhaltungsthemen kümmern zu können. Darüber hinaus versuchen wir, gerade die heranwachsenden Kinder an unterschiedliche Berufe heranzuführen und ihr Interesse an bestimmten Berufsfeldern zu fördern. Da ist mein Hintergrund als Architektin für die Kids natürlich spannend.

Wie konntest du weitere Unterstützer für das Projekt UPENDO gewinnen? (Wie war die Resonanz bei TOWNSCAPE? Wie sieht die TOWNSCAPE-Unterstützung konkret aus?)

Als ich TOWNSCAPE von meinem Herzensprojekt erzählt habe, waren Stefanie Feest und Philipp Grabianowski gleich dafür zu begeistern. Ich musste keine Überzeugungsarbeit leisten.

Ich persönlich finde es bei Spenden immer sehr wichtig zu wissen, wohin meine Spende konkret geht. Kommt es dort an? Ist die Organisation seriös? Da ich mich persönlich in der Initiative engagiere, kann ich genau diese Fragen beantworten: Ja! Es kommt genau dort an! Bei den Kindern, im Waisendorf. Und ja! Die Organisation ist seriös.

TOWNSCAPE hat es dem Waisendorf durch seine großzügige Spende ermöglicht, die dringende Erneuerung der Dachdeckung des Mädchen-Schlafhauses und die anstehende Termitenbekämpfung umzusetzen. Nun können die Mädchen entspannt der nächsten Regenzeit entgegensehen und auch die Elektroleitungen sind erst einmal wieder sicher vor Termitenbefall.

Was wünschst du dir für die Zukunft? (Im Hinblick auf das gesellschaftliche Engagement von Unternehmen)

Ich wünsche mir, dass jeder in meinem Umfeld sich fragt, ob er nicht jeden Monat einen kleinen Beitrag dazu leisten möchte. Es ist so einfach, das Funkeln in den Kinderaugen zu wecken. Nur durch die Unterstützung ist es uns möglich, Weiteres zu bewegen und Bestehendes zu erhalten.

Ich wünsche mir von den Unternehmen, dass sie nicht nur Ihren finanziellen Beitrag leisten, sondern sich gerne auch inhaltlich einbringen sollen, um das Projekt auf diese Weise zu unterstützen. Das kann die Werbung von Spendern und Mitgliedern sein, ein Besuch vor Ort oder auch die Umsetzung eines bestimmten Projektes, wie z. B. dem Ofen.

Liebe Nilgün, vielen Dank für dieses offene Gespräch und dafür, dass du deinen sehr persönlichen Einblick in die Arbeit von UPENDO mit uns geteilt hast!

Wer es uns gleichtun möchte und UPENDO unterstützen will, findet alle wichtigen Informationen dazu unter https://www.ucv-ukunda.com/.

Wir freuen uns, über zahlreiche Spenden, denn längst ist UPENDO auch für uns zur Herzenssache geworden.